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Prolog

Menschen verhalten sich
nicht nur nach Preisen,
sondern auch nach Werten
und nach Sinn.

Die wirtschaftsmathematische Verhaltensanalyse, die auf den Nobelpreisträger für Ökonomie Gary S. Becker zurückgeht, charakterisiert den Menschen als „rationalen Egoisten“, und zwar nicht nur im wirtschaftlichen Bereich, wo es um Geldwerte geht, sondern auch im Bereich von süchtigem Verhalten, der Kriminalität, Heiraten, Kinder kriegen usw., also bei immateriellen Werten. Dieses Konzept ist formal und mathematisch detailliert ausgearbeitet. Es dient als Leitkonstrukt bei der Gestaltung des Wirtschaftslebens. Dieses Konstrukt breitet sich nicht nur in Kernbereichen des Wirtschaftswelt, sondern auch im Gesundheitswesen aus. Auch in der Betriebswirtschaftslehre wird etwa im Rahmen der Neuen Institutionenökonomik grundsätzlich unterstellt, dass Mitarbeiter gegenüber dem Management als Betriebsvertreter den individuellen Nutzen gegenüber dem Betriebsnutzen voran stellen (Prinzipal-Agenten-Problem).
Bei dem Versuch, diese Kalküle empirisch zu belegen, treten allerdings bei der Messung von nicht-monetärem Nutzen, wie beispielsweise bei süchtigem Verhalten, größere messtechnische Probleme auf.
Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass sich auch in der Biologie, insbesondere in der Ökologie ein Nutzenmaximieren bzw. –optimieren feststellen lässt, und zwar auch auf individueller Ebene, was sich beispielsweise in Territorialverhalten von Tieren zeigen lässt: Große Territorien, die von Tieren besetzt werden, bieten zwar viel Nahrung, erfordern jedoch auch einen großen Aufwand an Revierverteidigung. Daher gibt es eine optimale  Reviergröße. 
Neben diesen biologischen Wurzeln der auch im verhaltenswissenschaftlichen Bereich der Humanwissenschaften belegbaren Nutzenmaximierung, muss die psychologische Komplexität von Entscheidungsprozessen, die Handlungen vorausgehen, durchsichtig werden (Modelle von Heckhausen).
Hier haben die Biowissenschaften in Form der Neurobiologie zur Frage der freien Willensbildung ein deterministisches Bild gezeigt, zumindest in der Weise, dass neuronale Prozesse von entwicklungsgeschichtlich älteren Gehirnstrukturen, wie dem limbischen System, bewussten Entscheidungsprozessen vorauszugehen scheinen. Dies entspricht auch der Theorie der intuitiven Entscheidungen wie sie Gerd Gigerenzer vertritt.
Eine weitere Einschränkung des Konzepts des rationalen Egoisten besteht darin, dass sich bereits auf einer nur qualitativen Betrachtungsebene das Phänomen des „Altruismus“ beobachten lässt. Hier hat die experimentelle und theoretische Wirtschaftswissenschaft bei der Analyse kooperativen Verhaltens Ergänzungen zum Konstrukt des Nutzenmaximierers entwickelt, denn Altruismus kann als mittelfristiger Egoismus interpretiert werden („Wie ich Dir heute, so Du mir morgen“). Damit entsteht das Bild des neuen Homo oeconomicus als Homo reciprocans (Ernst Fehr).  
Die grundlegende Frage also, wie menschliches Verhalten am besten erklärt werden kann – also etwa durch Konzepte der Nutzenmaximierung – ist von hohem interdisziplinärem Interesse. Der Homo oeconomicus zeigt sich in dieser Hinsicht zunächst als ein sehr fruchtbares und ausbaufähiges Prinzip, das den Menschen und sein Verhalten so charakterisiert, „als ob“ er ein rationaler Nutzenmaximierer sei. Die verschiedenen wissenschaftlichen Ansätze zeigen jedoch die Bedeutung der Intuition, der unbewussten Gehirnprozesse, aber auch der soziokulturellen Regeln, die beispielsweise altruistisches Verhalten einfordern.

Ziel der Tagung ist es, die Reichweite des Konzeptes des Nutzenmaximierers kritisch zu diskutieren, und dabei nicht nur die Wirtschaftswissenschaften, sondern auch die Psychologie, Biologie, Anthropologie und insbesondere die Philosophie, vor allem in Form der Wissenschaftstheorie, zu beteiligen.

mit Unterstützung von

Vienna Conference on Consciousness
Department für Verhaltensbiologie
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