Schlaf in unserer Leistungsgesellchaft.
Notwendigkeit oder Zeitverschwendung?
Prof. Dr. Jürgen Zulley
In unserer modernen Leistungsgesellschaft sind Eigenschaften wie „Mobilität“ und „Flexibilität“ zunehmend gefordert. Ohne Rücksicht auf unser natürliches Schlaf- und Ruhebedürfnis passen wir unsere Lebensweise mehr und mehr an die Technik an. Produktions- und Service-Prozesse müssen rund um die Uhr aufrecht erhalten werden, um teure Maschinen auszulasten und die Dinge des täglichen Bedarfs ständig und überall verfügbar zu machen.
Der Mensch wird müde, die Maschine nicht
Trotz aller Technisierung spielt der Mensch meist eine wichtige, steuernde Rolle. „Missachtet wird dabei häufig, dass Maschinen nonstop funktionieren, während dem Menschen biologische Grenzen gesetzt sind: Er wird müde, die Maschine nicht.“, so Prof. Dr. Jürgen Zulley, Leiter des schlafmedizinischen Zentrums der Universität Regensburg.
‚Sekundenschlaf’ – hohe Dunkelziffer bei den Unfallursachen
Wird das natürliche Schlaf- und Ruhebedürfnis ignoriert, sind die Folgen oft gravierend. Besonders dann, wenn übermüdete Menschen Maschinen bedienen oder am Steuer von Kraftfahrzeugen sitzen. Experten gehen davon aus, dass Müdigkeit insgesamt 15-20 % aller Unfälle im Transportwesen* verursacht. Sie ist damit die häufigste nachweisbare Unfallursache und übertrifft die Anzahl der durch Alkohol und Drogen ausgelösten Unfälle. Der volkswirtschaftliche Schaden ermüdungsbedingter Unfälle ist hoch, in Deutschland wird er auf 10 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Gesunder Schlaf ist lebenswichtig
Die Folgen von unregelmäßigen Schlafzeiten, verkürzter Schlafdauer und nicht erholsamen Schlaf schlagen sich jedoch nicht nur in der Unfalls- und Schadensstatistik nieder. Guter Schlaf ist ein zentrales und extrem unterschätztes Grundbedürfnis des Menschen und essentiell für die Erhaltung der vollen Leistungs-, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Durch die mobile 24-Stunden-Gesellschaft wird unser natürliches Schlafverhalten empfindlich gestört. Wer schlecht schläft, vermindert nämlich nicht nur seine Befindlichkeit und Lebensqualität am Tage. „Chronische Störungen des Schlafes“, so Prof. Zulley, „können fatale Langzeitfolgen haben und zu Bluthochdruck, koronarer Herzerkrankung, Schlaganfall, Magen-Darm-Erkrankungen, Krebs und psychiatrischen Störungen, zum Beispiel zu Depressionen, führen.“
Schläft Wien anders?
Schlafwelten – Aus der Sicht Wiener Schlafforscher
Der Infoabend schließt sich an einen Veranstaltung zum Themenbereich „ Evolution des Schlafes “ (anlässlich des Ch. Darwin Gedenkjahr) an.
Zielsetzungen:
- Information der Öffentlichkeit über die Aktivitäten der Wiener Schlafforscher (Tätigkeitsbericht, aktuelle Projekte, Buchpräsentationen)
- Präsentation der Wiener Schlafforscher als eine Gruppe, die untereinander vernetzt ist und ein weites Spektrum der aktuellen Themen auf dem Gebiet der Schlaf- und Traumforschung abdecken.
- Darstellung der Gruppe als Ansprechpartner für Medien und als ein kompetenter Kooperationspartner für Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Schlaf- und Traumforschung.
Ablauf:
Kurze Präsentationen zu aktuellen Themenbereichen; jede Präsentation soll prägnant ein bestimmtes Thema abhandeln.
Anschließend eine kurze Diskussionsrunde mit den Anwesenden
Präsentationstisch: Bücher (Holzinger, Klösch et al., Saletu, Steger), Infomaterial über ASRA/ÖGSM, Institut für Schlaf- Wachforschung, Institut für Bewusstseins- und Traumforschung
Themenvorschläge:
1. Wie schläft es sich in Wien? (J. Zeitlhofer)
Ergebnisse einer epidemiologischen Studie über das Schlafverhalten der Wiener Bevölkerung im Vergleich zum Rest Österreichs.
2. Ursachen und Folgen von „nicht erholsamen Schlaf“
Aktuelles zum Stand der Versorgung der Wiener Bevölkerung (Schlafmedizin in Wien: G. Saletu-Zyhlarz)
3. Schlafforschung in Wien:
Aktuelle Projekte
„Power Napping“ (D. Moser)
Paarschlaf / Bettpartner „Hund“ (G. Klösch)
„Schlaf und Gedächtniskonsolidierung“ (P. Anderer)
4. Wie träumt es sich in Wien?
Aktuelles zur Traumforschung (B. Holzinger)
5. „Is Vienna the World?“
Schlafverhalten im soziokulturellem Vergleich (B. Steger)
Department für Verhaltensbiologie
Universität Wien
T: +43-1-4277-54460
F: +43-1-4277-54506