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Prolog

Warum Tier und Mensch schlafen, ist eine nach wie vor ungeklärte aber wesentliche Frage. Aufgrund neuer Studienergebnisse wird dieses Thema wieder in der Schlafforschung heiß diskutiert. An Vermutungen und Hypothesen mangelt es nicht: Wir schlafen, weil sich im Schlaf Organe und unser gesamter Körper erholen und danach besser funktionieren; Schlaf ist deshalb notwendig, weil tagsüber Gelerntes besser eingespeichert wird und so unserem Gedächtnis dient. Andere Hypothesen behaupten, dass Menschen und Tiere in erster Linie deshalb schlafen, um Energie zu sparen und Gefahren aus dem Weg zu gehen. Den biologischen Funktionen des Schlafes, wie etwa dem Revitalisieren von Körperfunktionen oder der Gedächtnisbildung kommt daher eine eher untergeordnete Rolle zu. Für kontroversielle und hitzige Diskussionen über die Funktion und Rolle des Schlafes ist also genügend Stoff vorhanden!

Die Veranstaltung „Evolution des Schlafes“ versucht einen groben Überblick über die zurzeit gängigen Ansätze und Erklärungsversuche zur biologischen Funktion des Schlafes bei Tier und Mensch, sowie deren psychologische und sozialen Auswirkungen zu geben. Der Bogen spannt sich von Themen wie „Warum schlafen Tier und Mensch?“ (John Dittami, Universität Wien), „Der Schlaf in unserer Leistungsgesellschaft“ (Jürgen Zulley, Universität Regensburg) bis hin zu aktuellen empirischen Studien über das Schlaf- und Traumverhalten der Österreicher (Josef Zeitlhofer, Medizinische Universität Wien) und das Schlafen in anderen Kulturen (Brigitte Steger, Cambridge, England). Die eingeladenen in- und ausländischen ExpertInnen werden zu den genannten Themenbereichen neben dem aktuellen Wissenstand auch Ergebnisse aus eigener Forschung präsentieren und garantieren somit einen spannenden und abwechslungsreichen Veranstaltungstag.

Doch trotz der regen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Themenbereichen Schlaf-/Schlafstörungen an der Medizinischen Universität Wien (MUW) und der Universität Wien ist die Situation bei der Patientenversorgung noch nicht optimal gelöst. Es existieren zwar im Bereich des AKHs drei Schlaflabore, und es werden Pläne diskutiert, die vorhandenen Kapazitäten in einem zentralen Schlaflabor zu bündeln. Doch in Ermangelung von räumlichen Ressourcen konnte dieses Vorhaben bis dato nicht umgesetzt werden. Auch ist - entgegen der landläufigen Meinung, in einem Schlaflabor sei ausschließlich während der Nacht Betrieb – eine optimale Diagnostik von Schlaf-Wachrhythmusstörungen nur in einem 24h-Labor möglich. Grundlage dafür ist aber eine adäquate räumliche und personelle Ausstattung, um die Anforderungen an eine professionelle und effiziente Versorgung von PatientInnen mit Schlafstörungen zu gewährleisten. Nur so könnten die zurzeit sehr langen Wartezeiten auf einen Untersuchungstermin (mitunter mehr als ein halbes Jahr!) auf ein Mindestmaß verkürzt werden.

Neben der Patientenversorgung sollte das neu zu schaffende zentrale Schlaflabor im Bereich des AKHs eine führende Rolle im Rahmen der universitären und schlafmedizinischen Grundlagenforschung spielen. Wie das Programm dieser Veranstaltung zeigt, ist Schlafforschung im klassischen Sinn interdisziplinär; das spiegeln die hier präsentierten Forschungsprojekte der MUW und der Universität Wien sehr deutlich wider. Diesen universitären Initiativen und Impulsen eine bleibende Forschungsstätte zu geben, ist ein großes Anliegen aller schlafwissenschaftlich Interessierten. Damit könnte einerseits die Behandlung von Schlafstörungen optimiert und an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst werden. Andererseits könnten für die Erforschung des Phänomens Schlaf Rahmenbedingungen geschaffen werden, die nicht nur neue Akzente in der akademischen Forschung setzen, sondern auch - entsprechend den internationalen Standards - eine professionelle Ausbildung von Schlafmedizinern gewährleisten.

Charles Darwin Jahr 2009

Vienna Conference on Consciousness
Department für Verhaltensbiologie
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